Engels Haus, Wuppertal

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Sevim Dağdelen at No Cold War online event 17.06.2023

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Die Wahl

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Maximilian Pichl :

Wir machen uns Sorgen. Gesellschaftlich steht viel auf dem Spiel. Wir sehen Anzeichen dafür, dass in Deutschland die Situation immer mehr der ähnelt, die wir seit einiger Zeit zum Beispiel in Ungarn, den USA, Indien oder Italien beobachten können. Dass also autoritäre Kipppunkte überschritten werden.

In der Klimaforschung ist ein Kipppunkt ein Moment, an dem – laut Weltklimarat – „eine kritische Grenze“ erreicht wird, „jenseits derer sich ein System umorganisiert“, neue Prozesse sich verfestigen und negative Dynamiken sich beschleunigen.

Dies lässt sich auch auf gesellschaftliche Kipppunkte übertragen. Kipppunkte entstehen nicht zufällig, sie sind das Ergebnis länger zurückliegender destruktiver Prozesse. Doch im Gegensatz zum Klima sind gesellschaftliche Prozesse nie unumkehrbar. Allerdings sind etablierte Diskurse, Strukturen und Normen oft nicht rückgängig zu machen. Sind autoritäre Kipppunkte überschritten, wird der Boden brüchig, auf dem plurale und demokratische Gesellschaften stehen.

Die autoritären Ereignisse überschlagen sich in einer derart rasanten Geschwindigkeit, dass es kaum möglich ist, Schritt zu halten.

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Daniel Ellsberg * 07.04.1931 — † 16.06.2023

Los Angeles Times:

He learned that, as far back as 1948, American advisors, impressed by the popular support enjoyed by Communist Party leader Ho Chi Minh, had warned against an intervention in Vietnam. But U.S. involvement gradually escalated under three presidents: Eisenhower, Kennedy and Johnson.

Ellsberg quickly reached the conclusion that the Vietnam War had never been a civil war, as historians had usually described it, but “a war of foreign aggression, American aggression.” He began to believe that the war had been wrong from the start — not just strategically misguided but immoral.

Rolling Stone:

“I think I was running the Xerox machine, and [my son] was collating. Or it might have been the other way around,” he told NPR in 2017. “He was then 13. And my daughter, who was 10, was cutting off top secret from the tops and bottoms of the pages with the scissors. The reason they were there was that I expected to be in prison very shortly… I wanted them to know that their father was doing something in a businesslike way — a calm, sober way that I thought had to be done. And I did let my older son know in particular that it might — in fact, would probably result in my going to prison. And that was an example that I actually wanted to pass on to my children — that they might be in such a situation.”

New Yorker:

Kennedy decided to seek out more detail on the effects of a nuclear war. He submitted a question, in writing, to the Joint Chiefs. The question was drafted by Ellsberg: “If your plans for general [nuclear war] are carried out as planned, how many people will be killed in the Soviet Union and China?’’ Ellsberg was shown the chiefs’ answer in the form of a graph—two hundred and seventy-five million would be killed initially, and fifty million more within six months, from injuries and fallout. If a U.S. first strike also included Warsaw Pact allies in Eastern Europe, and Moscow retaliated against our Western allies, the death-toll estimate would rise to six hundred million. “From that day on, I have had one overriding life purpose: to prevent the execution of any such plan,’’ Ellsberg would later write.

Angela Richter, :

Das alles gut ausgeht, sagte er mir, ist zwar „sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“. Diese Möglichkeit des Nicht-Unmöglichen reichte ihm aus, um nicht aufzugeben. Es war allerdings keine naive Hoffnung, sondern eine realistische und weise Hoffnung, geprägt von einem langen, mutigen und ereignisreichen Leben.

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An die Nachgeborenen

1

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.

Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?

Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich satt zu essen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt
Bin ich verloren.)

Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich es dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.

Ich wäre gerne auch weise
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

2

In die Städte kam ich zu der Zeit der Unordnung
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des Aufruhrs
Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten
Schlafen legt ich mich unter die Mörder
Der Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit
Die Sprache verriet mich dem Schlächter
Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

3

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.

Dabei wissen wir ja:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.

—Bertolt Brecht, 15. Juni 1939 in Die neue Weltbühne, Paris veröffentlicht.

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Luftwaffenübung „Air Defender“ hat begonnen

SZ:

Medienvertreter verfolgen kurz vor Beginn der Großübung auf dem Stützpunkt des Taktischen Luftwaffengeschwader 51 in Jagel, Schleswig-Holstein, den Start eines Kampfjets. (Foto: IMAGO/IMAGO/Nikito)

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Requiem for Our Species

Chris Hedges:

What do you tell a terminal patient seeking relief? Yes, this period of distress may pass, but it’s not over. It will get worse. There will be more highs and lows and then mostly lows, and then death. But no one wants to look that far ahead. We live moment to moment, illusion to illusion. And when the skies clear we pretend that normality will return. Except it won’t.

Ω Ω Ω

The worse it gets the more we retreat into fantasy. The law will solve it. The market will solve it. Technology will solve it. We will adapt.

Ω Ω Ω

Those who warn of the looming mass extinction are dismissed as hysterics, Cassandras, pessimists. It can’t be that catastrophic.

At the inception of every war I covered, most people were unable to cope with the nightmare that was about to engulf them. Signs of disintegration surrounded them. Shootings. Kidnappings. The bifurcation of polarized extremes into antagonistic armed groups or militias. Hate speech. Political paralysis. Apocalyptic rhetoric. The breakdown of social services. Food shortages. Circumscribed daily existence. But the fragility of society is too emotionally fraught for most of us to accept. We endow the institutions and structures around us with an eternal permanence.

“Things whose existence is not morally comprehensible cannot exist,” Primo Levi, who survived the Auschwitz concentration camp, observed.

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Lichtheim (neither helpless nor frantic) on Marcuse

George Lichtheim:

I am not a liberal and never have been. I find liberalism almost as boring as communism and have no wish to be drawn into an argument over which of these two antiquated creeds is less likely to advance us any further. My review of Professor Marcuse’s book proceeded from agreement with its underlying philosophy. I explained at length why I thought it important. I also dissociated myself from its politics, which seemed (and seem) to me unduly pessimistic and excessively influenced by the erratic opinions of the late C. Wright Mills.

Of course Marcuse is a Marxist. That is why he has written an interesting book. His five constituents, who are so anxious to defend him, seem not to have understood him at all. Politics are a different matter. If the five signatories will come out of their stockade for a while and pay a brief visit to Europe, they will discover why the kind of “negative thinking” they fancy makes little appeal here: we are not as helpless as they are, and consequently less frantic.

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